Fahrradfahren im Winter – Das Fahrrad winterfest machen

Carsten Hinrichs
- Seit über 10 Jahren teste ich Fahrräder & Zubehör auf Herz und Nieren.
Fahrradfahren im Winter - Fahrrad im Schnee

Im Stadtverkehr geht es mit dem Fahrrad oftmals schneller und auf dem Land lassen sich mit dem Rad längere Strecken einfach und schnell zurücklegen. Wenn die kalte Jahreszeit vor der Tür steht, scheuen sich viele Radfahrer vor dem Fahrradfahren im Winter. Insbesondere dann, wenn ein harter und kalter Winter prognostiziert wird. Dabei kann das Fahrrad schnell, einfach und ohne großen finanziellen Aufwand winterfest gemacht werden. So ist das Radeln auch in der kalten Jahreszeit, bei Eis und Schnee, problemlos und sicher möglich.

Um das Fahrrad für den Winter optimal vorzubereiten, gibt es verschiedene Tipps und Tricks. Wer die Fahrradinspektion gerne selber durchführen möchte, findet hier alle notwendigen Hinweise. Werden diese berücksichtigt, ist das Fahrrad auch bei verschneiten Straßen verkehrssicher und es kann ohne Bedenken damit gefahren werden. Selbstverständlich kann man alle Hinweise auch nutzen um das Fahrrad für den Frühling und die Saison fit zu machen.

Wintercheck auch ohne Spezialwerkzeug durchführbar

Werkzeug - FahrradwerkzeugUm das eigene Fahrrad winterfest zu machen, bedarf es in der Regel keiner speziellen Werkzeuge. Ein guter und vollständiger Gabelschlüsselsatz ist erforderlich, dazu ein Satz Innensechskantschlüssel. Weitere Ringschlüssel und Stecknüsse können zwar hilfreich sein, sind aber nicht zwingend notwendig. Kreuz- und Schlitzschraubendreher werden zudem benötigt, ebenso wie eine Kombizange mit Schnittfläche, Reiniger für das Rad, eine Luftpumpe für die Fahrradreifen, Schmiermittel und Motorreiniger.

Suchen Sie sich diese Dinge zusammen, bevor Sie Ihr Fahrrad winterfest machen.

  • Gabelschlüsselsatz
  • Einen Satz Innensechskantschlüssel
  • Kreuz- und Schlitzschraubendreher
  • Eine Kombizange mit Schnittfläche
  • Reiniger für das Rad
  • Eine Luftpumpe und Fahrrad Kettenöl

Wenn Sie sich diese Dinge bereits zurechtlegen, dann ersparen Sie sich das Heraussuchen während der Instandsetzung.

An Zeitaufwand sollte man – je nach Art des Rades – mindestens eine Stunde einkalkulieren. Der Wintercheck kann je nach Zustand des Rades ein wenig länger dauern. An einem sonnigen Herbsttag oder Winternachmittag ist das Vorhaben „Fahrrad winterfest machen“ aber in jedem Fall zu schaffen. Als Hilfestellung dient unsere Fahrrad Checkliste.

Die Kosten für das Vorhaben sind überschaubar

Wenn keine Ersatzteile gekauft werden müssen und auch das Fahrradwerkzeug bereits vorhanden ist, kann das Rad ohne finanziellen Aufwand für den Winter vorbereitet werden. Ist das Rad jedoch beschädigt und hat beispielsweise eine Acht in der Felge, ist ein Austausch notwendig – hier empfiehlt sich der Gang zum Fachmann; für Laien ist die Reparatur meist nur schwer durchführbar und ein Austausch ist deutlich effektiver und preiswerter.

Felgen, Schutzbleche und Reifen überprüfen

Gebrochene Schutzblechhalterung am FahrradUm das Rad für den Winter fit zu machen, wird das Fahrrad zunächst kopfüber auf Lenker und Sattel gestellt, alternativ kann dafür ein Fahrrad Montageständer, ein Deckenlift oder sogar eine Fahrrad Wandhalterung genutzt werden. Wer ein altes Handtuch oder eine Decke unterlegt, verhindert mögliche Kratzer. Sind beide Räder des Fahrrads leicht gangbar, drehen frei und problemlos, ist alles in Ordnung.

Meistens schleifen die Räder an den Bremsen oder an den Schutzblechen. Mit der Hand können Verbiegungen der Schutzbleche schnell und einfach korrigiert werden – schöner und besser wird das Resultat ausfallen, wenn die Halterungen abmontiert und im Schraubstock gerichtet werden. Bei den Biegevorgängen sollte man behutsam vorgehen und in kleineren Schritten arbeiten.

Bei stark verschmutzten oder ungepflegten Rädern kann es schwierig sein, die Verschraubungen zu lösen. Wer hier Gewalt anwenden muss, um die Schutzbleche vom Rad entfernen zu können, sollte in jedem Fall Ersatzschrauben griffbereit haben. Alte und korrodierte Schraubenköpfe können schnell abreißen. Das Rad sollte mittig unter dem Schutzblech laufen.

Die Achsschrauben kontrollieren

Nicht immer ist das Schutzblech verbogen, wenn das Rad nicht mehr mittig läuft. In diesem Fall sollten sich die Muttern bzw. der Schnellspann an der Achse angeschaut und auf korrekten Sitz und Festigkeit überprüft werden. Die Achse sollte exakt gerade eingespannt und fixiert sein.

Die Reifen erfordern Aufmerksamkeit

Sind die Schutzbleche gerichtet, sollte das Augenmerk auf die Bereifung vom Fahrrad gerichtet werden. Abgefahrene Reifen ohne Profil oder mit porösen Stellen sollten ausgetauscht werden. Der Austausch des Mantels ist meist schon ausreichend. Ist der Reifen platt, lohnt sich das Flicken des Schlauchs nur in den Fällen, in denen das Material ohne Makel ist. Andernfalls ist auch hier ein Austausch einfacher und günstiger.

Fahrradreifen Test Straßenprofil

Es ist allerdings sehr wichtig, die genaue Reifengröße zu kennen. Zudem ist neben dem Durchmesser auch die Reifenbreite von Wichtigkeit. Ebenfalls sollte auch auf die Größe und Form des Ventils am Schlauch geachtet werden. Wer eine Fahrradpumpe für „normale“ Ventile hat, sollte wieder einen Schlauch mit einem normalen Ventil wählen.

Tipp: Nimmt man die alten Materialien mit ins Fahrradgeschäft, ist der Austausch einfach möglich und man bekommt auf jeden Fall passendes Zubehör. Alternativ notiert man sich die Zahlen auf dem Mantel oder schießt mit seinem Smartphone ein Bild davon.

Ein Ersatzschlauch schlägt mit etwa 6 Euro zu Buche, ein passender Fahrradmantel kostet zwischen 10 und 40 Euro. Müssen beide Reifen komplett ausgetauscht werden, kann dies also schnell 100 Euro kosten – ohne die Montage. Diese kann allerdings in der Regel selbst vorgenommen werden. Wer in diesem Zuge auf besonderes Fahrradmäntel wechseln möchte, hat nun die Gelegenheit zum Beispiel „unplattbare“ Mäntel zu wählen.

Übrigens: Winterreifen für Fahrräder gibt es speziell nicht. Es gibt allerdings Bereifung mit kleinen Spikes, die auch auf Eis und Schnee ein Bremsen ganz einfach ermöglichen. Sicherheit zu 100 % bieten solche Reifen allerdings auch nicht. Nasses Laub kann ebenfalls zu Problemen beim Anhalten führen und sehr rutschig werden. Der Herbst verzaubert uns mit seinen bunten Farben und bietet wunderschöne Tage, wer auf einer Laubschicht fährt, sollte den verlängerten Bremsweg direkt mit einplanen und auch in Kurven etwas vorsichtiger fahren.

Fahrrad auf Herbstlaub und rutschigen Blättern

Auch Bremse, Licht und Schaltung müssen winterfit sein

Nach den Reifen widmet man sich den Bremsen. Auch diese sollten vor dem Winter auf jeden Fall nachgeschaut werden. Markierungen an den Bremsbelägen zeigen den Verschleiß an und im Falle dessen müssen die Bremsbeläge ausgetauscht werden. Diese kosten neu rund sieben Euro bis 20 Euro – der Austausch ist bei den gängigen Felgenbremsen ohne Probleme durchführbar.

Bremsschuh an Felgenbremse am Fahrrad

Der Bremszug wird dazu aus den Felgenzangen gehoben, anschließend lassen sich die Bremsschuhe mit einem Innensechskantschlüssel lösen. Schwergängige Bremsbeläge und Bremsen können mit Zugfett wieder gangbar gemacht werden.

Tipp für die einfache Wiedermontage: Vor dem Auseinanderbauen ein Foto machen. So weiß man jederzeit welches Teil an welchen Ort gehört.

ACHTTUNG: Es ist darauf zu achten, dass kein Fett oder Öl auf die Bremsbeläge oder die Fahrradfelge gelangt. 

Besonders wichtig ist bei einem winterfesten Fahrrad auch die Fahrradbeleuchtung. Sie kann darüber entscheiden, ob Autofahrer einen Radler sehen und so Unfällen vorbeugen. Hierbei gilt: defekte Birnen müssen ausgetauscht werden, gleiches gilt für zerrissene Kabel. Auch die Anschlussstellen am Fahrrad Dynamo und an der Lampe können die Ursache sein, wenn das Licht nicht funktioniert. Hier sollten die Steckverbindungen gecheckt und falls nötig neu befestigt werden. Wer auf eine Fahrradbeleuchtung mit Akkus setzt, sollte diese einmal vollständige laden und schauen, ob der Akku noch ausreichend Kapazität hat, um die üblichen Strecken mit eingeschalteter Beleuchtung fahren zu können.

Reflektoren unterstützen beim Gesehen werden

Reflektor an einer FahrradpedaleDer Einsatz von Reflektoren am Fahrrad bewirkt, dass das Rad auch von der Seite aus erkannt wird. Dabei sind Reflektoren am Fahrrad gesetzlich vorgeschrieben und machen ein verkehrssicheres Fahrrad aus. Während die Beleuchtung aus einem weißen Frontscheinwerfer und einem roten Rücklicht bestehen muss, sind für die bessere Sichtbarkeit Reflektorstreifen oder gelbe Reflektoren vorgeschrieben.

Pro Rad müssen mindestens zwei Reflektoren angebracht werden. Zusätzlich ist vorne ein weißer Reflektor anzubringen, dazu kommt ein roter Groß- und Kleinrückstrahler. Wer ganz auffällig unterwegs sein möchte, schaut sich die Speichenreflektoren an. Hier wird um jede Speiche eine reflektierende Hülse geschoben.

Fahrrad mit Speichenreflektoren

Die Schaltung und die Kette

Wenig Pflege und Wartung benötigt eine Nabenschaltung. Mit der Einstellschraube können die Gänge justiert werden, falls diese nicht richtig einrasten. Kettenschaltungen hingegen benötigen mehr Pflege und auch Reinigung. Immerhin funktioniert die Kette nur dann ordnungsgemäß, wenn sie einigermaßen sauber ist. Zumindest grob sollte die gesamte Schaltung vor dem Winter gereinigt werden.

nabenschaltung gazelle fahrrad rostige kette

Ein Spezialreiniger kann hier nützlich sein, die Reinigung kann dann mit alten Bürsten oder Lappen ganz einfach erfolgen. Anschließend sollten Kette und Schaltung mit dünnflüssigem Fahrrad Kettenöl neu geschmiert werden. Hier kann Sprühfett genutzt werden. Gerade die kalten Temperaturen lassen die Kette schwerer schalten; das Fett kann hier unnötigem Verschleiß vorbeugen. Da die Viskosität des Öls auch temperaturabhängig ist, sollte hier immer wieder eine Kontrolle durchgeführt werden. Ein Nachfetten ist unabhängig von der Art der Schaltung durchzuführen. Witterungsumstände, viel Wasser, Schnee und auch Salz greifen das Material im Winter stärker an und können den Schmierfilm schneller abwaschen.

Zum Schluss Lenkung und Sattel überprüfen

Sind die oben erwähnten Schritte erfolgt, ist das Rad beinahe schon fit für die kalte Zeit und dem Fahrradfahren im Winter steht nichts mehr im Weg. Einzig der Sattel und die Lenkung müssen noch überprüft werden. Dazu stellt man sich einfach vor das Rad und kontrolliert, ob der Lenker im Vergleich zum Vorderrad exakt ausgerichtet ist. Das heißt, der Lenker sollte im 90° Winkel zur Gabel stehen. Die Neigung des Sattels sollte zu guter Letzt auch geprüft werden. Häufig verstellt sich hier die Neigung. Der Sattel sollte dann am Fahrrad wieder in eine waagerechte Stellung gebracht werden.

Fahrradsattel Test

Jeder sollte sein Fahrrad winterfest machen

Wer das Fahrrad in den kalten Monaten nutzen möchte, sollte es auch auf jeden Fall winterfit und winterfest machen. Dies gilt für alle Radler, die auf ihr Fahrrad zwingend angewiesen sind. Briefträger und Fahrradkuriere beispielsweise sollten penibel darauf achten, dass Reifen, Rahmen und Co. im Winter sicher und ohne Mängel sind und funktionieren.

Der Wintercheck bzw. die Fahrradinspektion ist für alle Radfahrer zu empfehlen. So befreit man das Rad dabei vom Schmutz der Sommermonate und bringt es in einen verkehrssicheren Zustand. Auch ist es dann kurzerhand möglich das Rad spontan und unvorbereitet in den Wintermonaten zu nutzen.

Zubehör am Fahrrad für den Winter vorbereiten

Reflektoren können an der Fahrradkleidung, an Fahrradtaschen und anderen Anbauteilen angebracht werden. Durch die Taschen verbreitert sich das Fahrrad und entgegenkommende Fußgänger und Fahrradfahrer können die Taschen im Dunkeln schnell übersehen. Mit Reflektoren erhöht man die eigene Sicherheit und kann Unfällen mit Autofahrern und anderen Verkehrsteilnehmern vorbeugen.

Reflektor an Fahrradtasche

Gefahren vermeiden und im Winter mehr auffallen

Die Fahrradbeleuchtung dient nicht nur für andere Verkehrsteilnehmer. Neben Verkehrsunfällen mit PKW-Fahrern und Zusammenstößen mit anderen Radlern besteht die Gefahr, Gegenstände oder Verkehrszeichen zu übersehen und dagegen zu fahren. Es kann in solchen Fällen bis zur Lebensgefahr und schwerwiegenden Verletzungen kommen.

Fahrradfahren im Winter Kleidung

Hose mit Reflektorstreifen mit und ohne Lichteinfall
Reflektorstreifen an einer Hose mit Lichteinstrahlung im Dunklen

Wird man als Radfahrer nicht gesehen, sind die Gefahren groß. Mit passender Fahrradbekleidung in hellen, leuchtenden Farben mit Reflektorstreifen und passenden Handschuhen kann jeder Radfahrer seine eigene Sicherheit im Winter erhöhen.

Dazu zählen auch Fahrrad Warnwesten. Durch den Einsatz von Fahrrad Regenjacken schützt man sich selbst vor dem Auskühlen durch Nässe. Schnee, Hagel und Regen durchnässen die normale Kleidung binnen weniger Minuten. Der Vorteil einer Fahrrad Regenhose oder einer Fahrrad Regenjacke ist dabei sowohl der Schutz vor durchdringender Nässe, als auch teilweise ein Schutz vor Wind bei gleichzeitiger „Atmungsaktivität“.

Fahrradfahrer trägt im Winter Warnweste

Werden die Bremswege durch Schnee und Eis länger, ist es wichtig im Straßenverkehr aufzufallen und sich von der Umgebung abzuheben. Jeder Reflektor am Fahrrad, an der Kleidung sowie am Fahrradzubehör kann helfen. Sie können dabei helfen, das geringe Licht in dieser Jahreszeit einzufangen, die Dunkelheit zu durchbrechen und die Gefahr von Unfällen zu reduzieren. Gleichzeitig wärmt die passende Kleidung und schützt vor Verletzungen.

Durch glatte Straßen und Wege steigt auch die Unfallgefahr. Ein Fahrradhelm kann vor schweren Kopfverletzungen schützen. Wer sein Fahrrad im Winter stehen lassen möchte, sollte sich platzsparende Möglichkeiten bei den Fahrrad Wandhalterungen ansehen. Alternativ bietet der Rollentrainer die Möglichkeit das Velo innerhalb der warmen vier Wände nutzen zu können.

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Carsten HinrichsIch bin , der Gründer des Fahrradmagazins. Meine Leidenschaft für das Radfahren begann in der Kindheit, in der Werkstatt meines Großvaters, dem Zweiradmechaniker meines Vertrauens. Nach einer gesundheitlichen Herausforderung wurde das Radfahren für mich nicht nur ein Weg zur Genesung, sondern auch eine Inspirationsquelle für authentische, praxisnahe Testberichte und Ratgeber, die ich seit mehr als 10 Jahren im Fahrradmagazin teile.
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